Am Samstag 22. November 2014 fand in der Sala del Concistoro im Apostolischen Palast im Vatikan die Übergabezeremonie des Vierten Ratzinger-Preises statt, den in diesem Jahr die Französin Anne-Marie Pelletier erhielt, Dozentin für Heilige Schrift und Bibelhermeneutik am Institut der Fakultät Notre Dame des Priesterseminars von Paris, und an den Polen Msgr. Waldemar Chrostowski, Dozent für Exegese des Alten Testaments an der Theologischen Fakultät der Akademie Warschau. In Anbetracht seiner zahlreichen Verpflichtungen an diesem Morgen ersuchte Papst Franziskus Kardinal Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Kongregation für die Doktrin des Glaubens und Kurator der Opera Omnia von Joseph Ratzinger-Benedikt XVI., ihn zu vertreten und die Ansprache zu halten.
In seiner Rede erinnerte Kardinal Müller daran, dass die Kongregation für die Doktrin des Glaubens sich Joseph Ratzinger besonders verbunden fühlt, nicht nur deshalb, weil er die Kongregation mehr als 23 Jahre lang geleitet hat, sondern auch deshalb, weil diese Kongregation die Aufgabe hat, die Glaubensdoktrin zu fördern und ihre Interessen zu wahren, und die überaus reiche Theologie des emeritierten Papstes dafür von großer Bedeutung war, da er die christliche Doktrin in all ihrer Kraft und Schönheit zum Strahlen brachte. “Nicht zufällig – fuhr der Präfekt unter dem Applaus der Anwesenden fort – wurde Joseph Ratzinger-Benedikt XVI. ‘Mozart der Theologie’ genannt”. Der Kardinal drückte “die tiefe Dankbarkeit der Kirche an Benedikt XVI. aus für seinen unermüdlichen Einsatz als Gelehrte und Meister der Wissenschaft von Gott” aus. Schließlich zitierte er die Worte von Papst Franziskus anlässlich der Verleihung des Ratzinger-Preises 2013, als dieser sagte, dass Papst Benedikt mit seinen Werken “..der Kirche und allen Menschen das Kostbarste geschenkt hat, das er besaß: sein Wissen über Jesus, Frucht von jahrelangem Studium, theologischer Auseinandersetzung und Gebet; denn für seine Theologie kniete Benedikt nieder.”
In seiner einleitenden Begrüßung sprach Msgr. Giuseppe Antonio Scotti, Präsident der Vatikanischen Stiftung Ratzinger-Benedikt XVI. Konzepte an wie z.B. “… Meinungsfreiheit, Kühnheit, den Willen, voranzugehen, Hoffnung…“ und sagte: “Das ist das spirituelle Abbild der beiden Personen, die hier vor uns stehen. Man kann von ihnen wahrhaftig sagen, dass sie gezeigt haben, wie wahr es ist, dass ‚…die Liebe die Intelligenz auf dem Weg des Menschen vorantreibt, so wie eine Mutter ihr Kind seiner Zukunft entgegen führt‘, wie Methol Ferré sagte. Gleichzeitig fügte er hinzu, dass ‚Christus der Weg ist, aber über viele historische Wege führt, die immer wieder neu sind und neue zeitgemäße Leseweisen erfordern’. “Die beiden ließen sich vom Wort Jesu erfassen, das als Einziges unser Geschwätz zum Schweigen zu bringen vermag – sagte Msgr. Scotti zum Abschluss – und haben Generationen junger Menschen bei ihrer Annäherung an Christus in der Komplexität des Zeit, die uns gegeben ist, begleitet ”.
Es lag an Kardinal Camillo Ruini, Präsident des Wissenschaftsausschusses der Vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger-Benedikt XVI. die Profile der Preisträger zu skizzieren. “Die französische Professorin Anne-Marie Pelletier, Gelehrte in den Bereichen Bibelhermeneutik und -exegese, hat sich auch der Frage der Frauen im Christentum und in der Kirche gewidmet: sie ist die erste Frau, die den Ratzinger-Preis erhalten hat”, sagte der Kardinal. “
“Professor Waldemar Chrostowski – führte Kardinal Ruini aus – ist ein unermüdlicher und hochgeschätzter Verbreiter des Wissens der Bibel, mittels Ausbildungskursen, spirituellen Exerzitien, Pilgerreisen. Darüber hinaus ist er engagiert im katholisch-jüdischen und polnisch-jüdischen Dialog. Er verbindet also mit der wissenschaftlichen Strenge die Leidenschaft für das Wort Gottes, den Dienst an der Kirche und den Einsatz für den interreligiösen Dialog. Er ist der erste Pole, der den Ratzinger-Preis erhält”.
An der Zeremonie nahmen zahlreiche Bischöfe und Kardinäle teil, unter anderen der Dekan des Kardinalskollegs Angelo Sodano; der Wissenschaftsausschuss und der Verwaltungsrat der Vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger-Benedikt XVI.; Gelehrte, die in den Vorjahren den Ratzinger-Preis erhalten hatten.