Ratzinger-Preis 2015 geht an Mario de França Miranda und Nabil el-Khoury

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(16/11/15) Der Ratzinger-Preis 2015 geht an den brasilianischen Jesuiten Mario de França Miranda und den Libanesen Nabil el-Khoury. Die Verleihung wird am 21. November in der Sala Regia des Apostolischen Palasts stattfinden. Bekannt gegeben wurden die Namen der Preisträger heute Vormittag im Rahmen einer Pressekonferenz in der „Aula Giovanni Paolo II“ des vatikanischen Presseamtes.

„Mit dieser Entscheidung erweitert die Stiftung sozusagen ihren Horizont“, stellte Erzbischof Luis Francisco Ladaria fest, Sekretär der Kongregation für die Glaubenslehre und Mitglied des Wissenschaftskomitees der vatikanischen Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.-Stiftung, die den Preis vergibt. In der Tat wurde der Ratzinger-Preis schon immer an Theologen aus den verschiedensten Ländern verliehen: Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland, Großbritannien, Polen, USA. Kraft des ökumenischen Geistes, der die Stiftung beseelt, wurde diese bedeutende Auszeichnung auch Repräsentanten nicht-christlicher Konfessionen verliehen“. „Dieses Jahr sind die Preisträger Katholiken – fuhr Monsignor Ladaria fort –, aber keiner der beiden gehört der sogenannten ‘westlichen Welt’ an. Einer kommt aus dem lateinamerikanischen Ambiente, der andere aus dem des orientalischen Katholizismus. Wie bedeutungsvoll diese Entscheidung war, ist also für jeden offensichtlich. Lateinamerika hat der Kirche den ersten Papst geschenkt, der Nicht-Europäer ist. Damit hat die katholische Kirche einen neuen beredten Beweis für ihre Katholizität erbracht. Papst Johannes Paul II., der nicht müde wurde, die Bedeutung des Orients für die Kirche herauszustellen, hat nicht nur das Bild der katholischen Kirche geprägt, die mit zwei Lungen atmen muss – der des Ostens und der des Westens –, sondern in seinem Apostolischen Schreiben Orientale Lumen auch betont, dass diese beiden großen Traditionen einander besser kennen müssten.“  

Der Präsident der Stiftung, Mons. Giuseppe A. Scotti, erinnerte daran, dass „Bydgoszcz, Rio de Janeiro, Rom, Medellin, Madrid – Austragungsorte der großen Studientagungen der Stiftung – ebenfalls Etappen auf einem Weg sind, den  – von Europa bis Afrika und Lateinamerika –  nicht nur mehr als 500 Universitäten und über 10.000 Dozenten und Studenten eingeschlagen haben, sondern die auch einen lebhaften und begeisterten Austausch über den Bau der Zukunft ermöglicht haben. Einer Zukunft, in der der Mensch und Gott fähig sind, einen umfassenden und konstruktiven Dialogs zu führen; fähig, dem Menschen und der Welt Leben zu schenken, damit sie den Mut haben, „dem lebendigen Gott“ zu begegnen, wie es Benedikt XVI. so treffend formuliert hat.  Was in Wahrheit sehr viel mehr ist als eine treffende Formulierung, da uns die Begegnung mit dem lebendigen Gott das Leben leben lässt. Papst Franziskus hat dies erst vor wenigen Tagen in Florenz auf nicht weniger deutliche Weise auf den Punkt gebracht: „[Die christliche Lehre] versteht es, aufzurütteln, anzuspornen. Sie hat kein steifes Gesicht und einen Leib, der in Bewegung, in Entwicklung ist, dessen Fleisch zart ist: die christliche Lehre heißt Jesus Christus.“

Pierluca Azzaro, Übersetzer ins Italienische von Joseph Ratzingers Gesammelte Schriften, sowie Sekretär und Referent für institutionelle und kulturelle Angelegenheiten der Vatikanstiftung Joseph Ratzinger/Benedikt XVI unterstrich, dass der soeben veröffentlichte, zweite Teilband 6/2 – Gesù di Nazaret. Scritti di cristologia – einen Einblick gibt auf sechs Jahrzehnte wissenschaftlicher Auseinandersetzung des Autors mit den großen Themenbereichen der Chrisitologie. Der nächste Band, der ins Italienische übersetzt sein wird, ist Band 7, Zur Theologie des Konzils, kündigte Pierluca Azzaro an.

Mario de França Miranda (Rio de Janeiro, Brasilien, 1936). Priester und Jesuit, Professoremeritus für Theologie an der Päpstlichen Katholischen Universität Rio de Janeiro. Er war zwei Mandate lang Mitglied der Internationalen Theologenkommission.

Nabil el-Khoury (Mtaile – Chouf, Libanon, 1941). Professor für Philosophie und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Beiruter „Université Libanaise“ und der Universität Tübingen. Er hat die Gesammelten Werke von Joseph Ratzinger-Benedikt XVI. ins Arabische übersetzt.

 

-       Lesen Sie den Beitrag von Mons. Luis Francisco Ladaria, Mitglied des Wissenschaftskomitees der vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.

-       Lesen Sie den Beitrag von  Mons. Giuseppe A. Scotti, Präsident der vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.

-       Kurzbiographien der Preisträger

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