Benedikt XVI. wird doppelter Ehrendoktor

laurea bxvi, 4 luglio 2015 (5)
Luca Caruso

(06/07/15) „Musik von der Größenordnung, wie sie im Raum des christlichen Glaubens entstanden ist – von Palestrina, Bach, Händel zu Mozart, zu Beethoven und zu Bruckner – gibt es in keinem anderen Kulturraum.“ Dieser Satz gibt den Kern der Dankesworte von Benedikt XVI., Papst emeritus, wieder, die er zur Verleihung des Ehrendoktorats der Päpstlichen Universität Johannes Paul II. in Krakau und der Musik-Akademie in Krakau aussprach. Die Verleihung der Ehrendoktor-Würde fand am 4. Juli in Castelgandolfo statt.

„Auf diese Weise meine Verbindung mit Polen, mit Krakau, mit der Heimat unseres großen heiligen Johannes Paul II. noch tiefer geworden ist. Denn ohne ihn ist mein geistlicher und theologischer Weg nicht denkbar. Er hat uns auch durch sein lebendiges Beispiel gezeigt, wie die Freude an der großen Kirchenmusik und der Auftrag zur gemeinsamen Teilnahme an der heiligen Liturgie, wie die festliche Freude und die Einfachheit der demütigen Feier des Glaubens miteinander gehen können.“

„Was ist das überhaupt – Musik? Was ist ihr Woher und was ist ihr Wozu?“ Der Papst emeritus wollte in seiner Rede vor allem diese Frage beantworten und sprach in diesem Sinne von drei „Ursprungsorte“ der Musik: Ein erster Ursprung ist die Erfahrung der Liebe. Wenn Menschen von der Liebe ergriffen wurden, ging eine andere Dimension des Seins auf, eine neue Größe und Weite der Wirklichkeit. Und die drängte auch zu einer neuen Weise sich auszudrücken. Poesie, Gesang und Musik überhaupt sind ganz von selbst durch dieses Getroffensein, durch dieses Eröffnetsein einer neuen Dimension des Lebens entstanden. Ein zweiter Ursprungort der Musik ist die Erfahrung der Trauer, die Berührung durch den Tod, durch Leid und die Abgründe des Daseins. Auch hier eröffnen sich, nach der anderen Seite hin, neue Dimensionen der Wirklichkeit, die mit dem Reden allein nicht mehr beantwortet werden können. Endlich der dritte Ursprungsort der Musik ist die Begegnung mit dem Göttlichen, die von Anfang an zum Menschsein gehört. Hier erst recht ist das ganz Andere und Große da, das im Menschen neue Weisen hervorruft sich auszudrücken. Vielleicht kann man sagen, dass in Wirklichkeit auch in den beiden anderen Bereichen – Liebe und Tod – uns das göttliche Geheimnis berührt und in diesem Sinn insgesamt das Angerührt werden von Gott Ursprung der Musik ist.“

„Man kann wohl sagen“ – sagte Benedikt XVI. zusammenfassend – „dass die Qualität der Musik an der Reinheit und Größe der Begegnung mit dem Göttlichen, mit der Erfahrung der Liebe und des Schmerzes steht. Je reiner und je wahrer diese Erfahrung ist, desto reiner und größer wird auch die Musik sein, die daraus hervorwächst“.

Benedikt XVI. sprach auch über „die Spannung zwischen der der Liturgie gemäßen participatio actuosa und der die heilige Handlung überwölbenden festlichen Musik spürbar“. Wie lässt sich beides zusammenbringen?, und zwar so, dass man damit das Konzil in seiner Ganzheit verwirklicht fragte er sich: „Natürlich reicht die abendländische Musik weit über den Bereich des Kirchlichen und Religiösen hinaus“ – bemerkte er hierzu. „Aber ihren inneren Quellort hat sie doch in der Liturgie...in der Begegnung mit dem Gott...Die große Kirchenmusik eine Realität von theologischem Rang und von immerwährender Bedeutung für den Glauben der ganzen Christenheit, auch wenn sie keineswegs überall und immer aufgeführt werden muss. Aber andererseits ist doch auch klar, dass sie nicht aus der Liturgie verschwinden darf und dass ihre Gegenwart eine ganz besondere Weise der Teilhabe an der heiligen Feier, am Geheimnis des Glaubens sein kann.“

„Wenn wir an die vom heiligen Johannes Paul II. in allen Kontinenten gefeierte Liturgie denken, sehen wir die ganze Breite der Ausdrucksmöglichkeit des Glaubens im liturgischen Geschehen, und wir sehen auch, wie die große Musik der abendländischen Tradition nicht liturgiefremd ist, sondern aus ihr gewachsen und so immer neu mitgestaltend. Wir wissen nicht, wie es mit unserer Kultur und mit der Kirchenmusik weitergeht. Aber eines ist klar: Wo wirklich Begegnung mit dem in Christus auf uns zugehenden lebendigen Gott geschieht, wächst auch immer wieder Antwort, deren Schönheit aus der Wahrheit selber kommt.“

„Die Arbeit der beiden Universitäten, die mir dieses Doktorat honoris causa verleihen – sagte Benedikt XVI. am Ende seiner Dankesworte –, ist ein wesentlicher Beitrag, dass das große Geschenk der Musik, die aus der Überlieferung des Glaubens kommt, lebendig bleibt und helfen wird, daß die schöpferische Kraft des Glaubens auch in Zukunft nicht erlischt“.

Wir betrachten die Annahme dieser Auszeichnung als Zeichen der Hochachtung, die Sie immer für den Heiligen Papst Johannes Paul II. genährt haben“ sagte der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz, der dem Papst emeritus die akademischen Ehrungen verlieh. „Johannes Paul II. – so fuhr Kardinal Dziwisz fort – war seinem Präfekt der Glaubenskongregation und engster Mitarbeiter höchst dankbar. Und wir sind sicher, dass er jetzt auf uns schaut und sich über dieses Treffen freut“. Bei der Verleihung des Ehrendoktorats waren u.a. auch Kardinal Joseph Cordes, Erzbischof Georg Gänswein und S.E. Marcello Semeraro, Bischof von Albano anwesend.

Ansprache von Benedikt XVI.

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